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Epithaph von Johannes Duns Scotus

Minoritenkirche

Ein gebürtiger Kölner war er nicht, der Schotte Johannes Duns Scotus, dennoch pilgerten die Menschen in Scharen in die Kölner Minoritenkirche, um an seinem Grab ihre Verehrung für den großen Scholastiker und Kirchenmann zum Ausdruck zu bringen. – Die dreischiffige hochgotische Basilika St. Mariä Empfängnis wurde 1245 von den Franziskaner-Minoriten, die seit 1229 in Köln lebten, erbaut. Die karg ausgestattete Klosterkirche ohne Turm und Querhaus konnte erst im 14. Jh. vollendet werden. Als die Franziskaner im Rahmen der Säkularisation aus Köln vertrieben wurden, ging das Gebäude 1808 in den Besitz der städtischen Armenverwaltung über. 1855 begann der Abbruch des Minoritenklosters mit Ausnahme der Kirche und des Kreuzganges. Heute wird die Minoritenkirche wieder durch die Franziskaner und das Kolpingwerk genutzt. Johannes Duns Scotus gilt neben Albertus Magnus und Thomas von Aquin zu den bedeutendsten Theologen und Philosophen des Mittelalters. Die Aufschrift auf seinem Sarkophag

Joseph Höntgesberg: Sarkophag von Johannes Duns Scotus, 1958 © Foto: Stadtbibliothek Köln/LiK-Archiv, 2020

Schottland hat mich geboren, England nahm mich auf, Frankreich hat mich gelehrt, Köln besitzt mich

»Sco­tia me ge­nuit, An­glia me sus­ce­pit, Gal­lia me do­cuit, Co­lo­nia me tenet.«

umreißt in knapper Form seine Lebensstationen. Im Kölner Stadtraum hat der Schotte viele Spuren hinterlassen: Joseph Höntgesberg (1922-2019), der aus Köln-Dellbrück stammende Bildhauer und Jugendfreund von Jürgen Becker, schuf 1958 den Sarkophag von Johannes Duns Scotus in St. Mariä Empfängnis. Auf einer von dem Metallbildhauer Paul Nagel (1925-2016) gestalteten Hauptportaltür der Minoritenkirche, befindet sich ein Relief von Duns Scotus; auf dem zweiten Türflügel ist Adolf Kolping abgebildet. Ein weiteres Relief von dem Scholastiker ziert die Bischofstür am Südportal des Kölner Doms. Sie wurde 1948 von dem Bildhauer Ewald Mataré (1887-1965) gestaltet. Die Bronzetür, besetzt mit sieben Relieffiguren der Heiligen und Gelehrten, die in Köln gelebt und gewirkt haben (St. Gereon, St. Ursula, Albertus Magnus, Duns Scotus, Thomas von Aquin, Petrus Canisius und Hermann Josef), zeigt die Gaben des Heiligen Geistes. Duns Scotus versinnbildlicht den Verstand.

Andreas Dilthey: Johannes Duns Scotus, Weiberner Tuff © Foto: Raimond Spekking / CC BY-SA 4.0 (via Wikimedia Commons)

Im vierten Obergeschoss auf der Westseite des Kölner Rathausturms erinnert eine von Andreas Dilthey geschaffene Figur an Duns Scotus; sie entstand im Rahmen der Neukonzeption des Skulpturenprogramms des Rathausturms in den 1980er Jahren. Eine weitere Fassung dieser Skulptur steht am Institut für Katholische Theologie in der Wilhelm-Backhaus –Straße 1a.

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Sappho in Köln

Offenbachplatz

Das Ensemble des Offenbachplatzes ist durch die Anordnung der umliegenden Gebäude gegliedert. Hier befinden sich das Opernhaus, 1957 nach Plänen des Kölner Architekten Wilhelm Riphahn (1889-1963) errichtet, der Pavillonbau der Opernterrassen (1957) auf dem »kleinen« Offenbachplatz und als drittes Element des von Riphahn konzipierten Gesamtensembles das 1962 fertiggestellte Kölner Schauspielhaus.

Antoine Bourdelle: Sappho, 1887 / 1925. Bronze, 207 x 100 x 145 cm; Stadt Köln © Foto: LiK-Archiv, Köln

Die 600 Kilogramm schwere monumentale Darstellung  der »Sappho« wurde 1963 von der Stadt Köln für die Platzanlage vor dem Schauspielhaus angekauft. Die Skulptur zeigt die griechische Dichterin Sappho, die von 630 v. Chr. bis 570 v. Chr. in Mytilene auf der Insel Lesbos lebte. Sie gilt als die bedeutendste Lyrikerin der griechischen Antike. Mit ihrem Werk, zu welchem Götterhymnen, Hochzeits- und Liebeslieder gehören, hat sie Dichter wie Horaz, Catull und Platon maßgeblich beeinflusst. Zu Beginn des 19. Jh. schrieb der österreichische Dramatiker Franz Grillparzer sein Trauerspiel Sappho (UA, Burgtheater Wien 1818), das von der unerwiderten Liebe der Dichterin zu dem Jüngling Phaon handelt.

Bourdelles eindrucksvolle »Sappho« sitzt kauernd mit geöffneten Augen und zur Schulter geneigtem Kopf auf einem gestuften Sockel, in der rechten Hand hält sie die Lyra, ein Symbol für die Lied- und Dichtkunst. Das stark gefaltete Gewand umhüllt die ruhende melancholische Figur. Der Bildhauer setzte sich mehrfach mit der Sappho-Komposition auseinander. Eine erste kleine Fassung entstand 1887. Die monumentale Kölner »Sappho« stammt von 1925 und ist eine von sieben existierenden Abgüssen.

Sapphos Werke gelten heute weitgehend als verloren, die Überlieferung stützt sich auf Verweise und Zitate anderer Autoren oder auf Papyrusfragmente, so dass sich bislang nur wenige ihrer Gedichte rekonstruieren ließen. Ein sensationeller Fund gab es 2004 am Institut für Altertumskunde der Universität Köln. Durch Zufall entdeckte man auf einem Papyrus, der Teil einer ägyptischen Mumien-Kartonage war, Fragmente eines Gedichtes von Sappho, so dass sich auf dieser Grundlage der Text rekonstruieren ließe. Bei dem Gedicht handelt es sich um eine Elegie auf das Altern. Das Kölner Institut verfügt seit den 1950er Jahren über eine herausragende Papyrus-Sammlung.

– GE