
Köln ist eine Stadt,
»die in ihrer Widersprüchlichkeit genügend Reize für einen Künstler hat. Es ist für meine Bücher wichtig, daß sie gerade hier entstanden sind.«
Diese Aussage Jürgen Beckers (geb. 1932) bildet die Basis für die Entstehung des 4. Bandes, denn wie kaum ein anderer seiner Kölner Schriftstellerkolleginnen oder -kollegen, hat sich Becker mit dem Ort seiner Herkunft und seiner Wirkungsstätte literarisch auseinandergesetzt. Köln und vor allem die Ränder und Umgebungen der Stadt, die Kölner Bucht, markieren größtenteils die Eckpunkte seines Schreibprozesses. Wie in einem Steinbruch findet der Autor hier sein Material, das er bearbeitet, dreht und wendet, immer wieder neu betrachtet, variantenreich modelliert und auf seine Tauglichkeit hin untersucht. Auf diese Art und Weise entstehen außergewöhnliche, sehr eigene Prosaarbeiten und Gedichte, die einerseits im Humus des vertrauten Terrains verwurzelt sind, andererseits aber weit über den Horizont des Lokalen hinausweisen. Neben einigen Gedichten, die sich thematisch in die Kölner Bucht verorten lassen, stehen die beiden wichtigen Reden Kunst und Gesellschaft (1968), in der sich Becker explizit für die Freiheit der Kunst aussprach, sowie die erstmals publizierte Rede zur Verleihung des Heinrich-Böll-Preises (1995). Rezensionen über Fotografie und Texte, in denen sich Becker mit Aspekten der Bildenden Kunst auseinandersetzt, zeigen die Vielseitigkeit seines literarischen Schaffens.
lik 04 – Jürgen Becker: Lokalseiten. Hrsg. von Stadtbibliothek Köln. Ausgewählt, zusammengestellt und bearbeitet von Gabriele Ewenz. Köln: Verlag der Buchhandlung Klaus Bittner 2017. Preis: 16,80 Euro, ISBN 978-3-926397-30-0