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Sappho in Köln

Offenbachplatz

Das Ensemble des Offenbachplatzes ist durch die Anordnung der umliegenden Gebäude gegliedert. Hier befinden sich das Opernhaus, 1957 nach Plänen des Kölner Architekten Wilhelm Riphahn (1889-1963) errichtet, der Pavillonbau der Opernterrassen (1957) auf dem »kleinen« Offenbachplatz und als drittes Element des von Riphahn konzipierten Gesamtensembles das 1962 fertiggestellte Kölner Schauspielhaus.

Antoine Bourdelle: Sappho, 1887 / 1925. Bronze, 207 x 100 x 145 cm; Stadt Köln © Foto: LiK-Archiv, Köln

Die 600 Kilogramm schwere monumentale Darstellung  der »Sappho« wurde 1963 von der Stadt Köln für die Platzanlage vor dem Schauspielhaus angekauft. Die Skulptur zeigt die griechische Dichterin Sappho, die von 630 v. Chr. bis 570 v. Chr. in Mytilene auf der Insel Lesbos lebte. Sie gilt als die bedeutendste Lyrikerin der griechischen Antike. Mit ihrem Werk, zu welchem Götterhymnen, Hochzeits- und Liebeslieder gehören, hat sie Dichter wie Horaz, Catull und Platon maßgeblich beeinflusst. Zu Beginn des 19. Jh. schrieb der österreichische Dramatiker Franz Grillparzer sein Trauerspiel Sappho (UA, Burgtheater Wien 1818), das von der unerwiderten Liebe der Dichterin zu dem Jüngling Phaon handelt.

Bourdelles eindrucksvolle »Sappho« sitzt kauernd mit geöffneten Augen und zur Schulter geneigtem Kopf auf einem gestuften Sockel, in der rechten Hand hält sie die Lyra, ein Symbol für die Lied- und Dichtkunst. Das stark gefaltete Gewand umhüllt die ruhende melancholische Figur. Der Bildhauer setzte sich mehrfach mit der Sappho-Komposition auseinander. Eine erste kleine Fassung entstand 1887. Die monumentale Kölner »Sappho« stammt von 1925 und ist eine von sieben existierenden Abgüssen.

Sapphos Werke gelten heute weitgehend als verloren, die Überlieferung stützt sich auf Verweise und Zitate anderer Autoren oder auf Papyrusfragmente, so dass sich bislang nur wenige ihrer Gedichte rekonstruieren ließen. Ein sensationeller Fund gab es 2004 am Institut für Altertumskunde der Universität Köln. Durch Zufall entdeckte man auf einem Papyrus, der Teil einer ägyptischen Mumien-Kartonage war, Fragmente eines Gedichtes von Sappho, so dass sich auf dieser Grundlage der Text rekonstruieren ließe. Bei dem Gedicht handelt es sich um eine Elegie auf das Altern. Das Kölner Institut verfügt seit den 1950er Jahren über eine herausragende Papyrus-Sammlung.

– GE