Literatur-in-Köln-Archiv (LiK)

Zur Geschichte des Literatur-in-Köln-Archivs

»Das Archiv hat sich nun zur Aufgabe gemacht, Dokumentations- und Informationsstelle für das gesamte literarische Leben in Köln zu werden.«

Uta Biedermann, 1980

Büroräume des LiK-Archivs in der Zentralbibliothek, um 1990 © Stadtbibliothek Köln/LiK-Archiv

Die Stadtbibliothek Köln verfügt mit dem Literatur-in-Köln-Archiv (LiK) über einzigartige Bestände, die eine facettenreiche Kölner Literaturgeschichte abbilden. Anfang der 1970er Jahre wurde das LiK-Archiv als eigene Abteilung innerhalb der Stadtbibliothek gegründet. Vor der Fertigstellung der Zentralbibliothek am Neumarkt, befand sich die Direktion, die Verwaltung und Erwerbungsstelle der Bibliothek noch im sogenannten ›Johannishaus‹, einem  Gebäude der Stadtverwaltung. Hier formierte sich 1973 eine Arbeitsgruppe von Bibliothekarinnen und Bibliothekaren, um der Literatur in Köln eine neue Plattform einzuräumen. Federführend war hier der damalige Bibliotheksdirektor Horst-Johannes Tümmers (1926–2007), der auf den Umstand aufmerksam machte, dass das literarische Leben in Köln in seiner Vielfalt bislang nicht dokumentiert und somit auch nicht wahrgenommen werden kann. Nachlässe von Kölner Autoren und Autorinnen waren ungesichert und gelangten in auswärtige Bibliotheken oder Archive, wie z. B. Heinrich Bölls Manuskripte in die Universitätsbibliothek Boston (USA). Ein ambitioniertes Unterfangen war es schon, den Fokus auf eine lokal ausgerichtete Literatur zu richten, die in der deutschen Literaturgeschichte über viele Jahrhunderte nur wenige Akzente setzen konnte. Aufsehenerregendes kam in Köln vielmehr aus anderen Kulturbereichen, d. h. von der Musik, der Bildenden Kunst und vom Theater. Erst nach dem Zweiten Weltkrieg entwickelte sich in Köln eine intensive Literaturszene von internationaler Bedeutung.

Der Arbeitskreis, an dem maßgeblich die Bibliothekarin Uta Biedermann beteiligt war, arbeitete kontinuierlich am Aufbau eines Kölner Literaturarchivs, das einerseits die Sicherung von Nachlässen gewährleisten,  andererseits aber auch Aufgaben einer zentralen Dokumentations- und Forschungsstelle der Kölner Literatur übernehmen wollte. Kontakte zu den Autoren wurden aufgenommen, Zeitungen- und Zeitschriften ausgewertet, kurzum: Bestandsaufbau betrieben. – Die Aktivitäten des LiK-Archivs trugen Früchte. Autoren kamen unaufgefordert und legten ihre neu erschienenen  Werke vor, brachten Material über sich und ihr Werk, lieferten Manuskripte und Typoskripte.

Horst-Johannes Tümmers und Uta Biedermann traten auch an Heinrich Böll heran und informierten ihn in einem Anschreiben vom 26. April 1978 über den Aufbau des Literaturarchivs, »das Dokumentations- und Informationsstelle über die Literatur in Köln und über Kölner Autoren werden soll. Es wird folgenden Bestand aufweisen: Schriften von Kölner Autoren und Schriften über sie, biographische und bibliographische Daten, Manu- und Typoskripte, Nachlässe und andere Materialien«. Darüber hinaus erhoffe man sich durch die Fertigstellung der Zentralbibliothek im Herbst 1979 und den Wechsel von der Geschäftsstelle in der Johannisstraße zum Neumarkt eine Erweiterung der Aktivitäten des LiK-Archivs, woraus sich wiederum neue und vielfältige Möglichkeiten ergäben, die auch den Kölner Autoren und Autorinnen zugute kämen. – Ein kleines Büro in der fünften Etage der neuen Zentralbibliothek wurde zu Koordinations- und Schaltzentrale des LiK-Archivs. Neben der Bestandsarbeit wurden Veranstaltungen, Vortragsreihen und Ausstellungen konzipiert. Ein wichtiger Bestandteil in der Vermittlung waren die sogenannten LiK-Hefte, ein Publikationsorgan, das in Einzelporträts Kölner Autoren und Autorinnen einer breiten Öffentlichkeit vorstellen sollte.  – Seit 2009 befindet sich das LiK-Archiv in der zweiten Etage der Zentralbibliothek. Neue Möglichkeiten der Präsentation ergaben sich hier durch eine großzügige Ausstellungsfläche. In monographischen und thematischen Wechselausstellungen kann hier die Kölner Literatur auch visuell vorgestellt werden.

Ausstellungsräume auf der 2. Etage der Zentralbibliothek © Stadtbibliothek Köln/LiK-Archiv
Aufgaben und Sammlungsschwerpunkte

Seit fast 50 Jahren ist das Literatur-in-Köln Archiv die maßgebliche Einrichtung für die Kölner Literaturgeschichte. Sie dient darüber hinaus als zentrale Anlaufstelle für Literaturinteressierte, Autoren und Autorinnen gleichermaßen. Eine zentrale Aufgabe des Archivs ist es, die Bestände, zu denen neben Autographen eine umfangreiche Sammlung von Primär- und Sekundärliteratur sowie eine Zeitungsausschnittsammlung gehören, kontinuierlich auszubauen und zu erschließen. – Literatur braucht jedoch auch immer Orte der Vermittlung und Förderung, Räume, in denen öffentliche Debatten über Literatur eingebettet sind in einen kulturellen, sozialen und politischen Kontext. Durch Veranstaltungen wie Kolloquien, Lesungen, Gesprächsrunden und Vorträge wird das literarische Leben der Stadt hier thematisiert und diskutiert. Verschiedene Ausstellungsformate zu den in der Sammlung vertretenen Autorinnen und Autoren sowie zur Literaturentwicklung in Köln, erweiterten den Fokus auf die Kölner Literaturgeschichte mit visuellen Mitteln.

»Jeder, der schreibt, webt weiter am großen Märchenteppich der Welt«, so hat es Wolfgang Koeppen einmal formuliert. Das LiK-Archiv will – in Kooperation mit anderen literarischen Einrichtungen in Köln und Umgebung – dazu beitragen, dass die Kölner Fäden, die in diesen Teppich hineingewoben sind, Teil des öffentlichen Bewusstseins bleiben.