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Taubenbrunnen

1950 entwarf der Bildhauer Ewald Mataré (1887–1965) eine dezent anmutende Brunnenanlage, die als Ort des Verweilens für Mensch und Tier konzipiert wurde.

»Für Köln mache ich den Vorschlag eines Brunnens für die Domtauben, die vor dem Bahnhof von den Fremden gefüttert, nun endlich auch eine Trinkgelegenheit bekommen sollen«,

Einweihung des Brunnens durch Ewald Mataré © Kölner Stadt-Anzeiger

notierte der Bildhauer am 17.4.1950 in sein Tagebuch. Die Grundsteinlegung erfolgte jedoch erst zwei Jahre später, obwohl das Geld lange vorhanden war, »aber die Behörden häufen Papier auf Papier, ehe die Genehmigung erfolgt«. Vorgesehen war der Brunnen ursprünglich für den Bahnhofsvorplatz. Da das Gebiet jedoch nicht zum Besitz der Stadt Köln gehört, erfolgte die Aufstellung vor dem Gebäude der Bank für Gemeinwirtschaft, die das Kunstwerk stiftete. Nur wenige Wochen nach der Grundsteinlegung konnte die gestaltete Brunnenplastik am 4. August 1953 der Öffentlichkeit und der Obhut der Stadt übergeben werden. Mit Paloma und Schabau, so betitelte die »Kölnische Rundschau« ihre Berichterstattung über das Ereignis, wurde Matarés Brunnen abends, um 20 Uhr, eingeweiht. Paloma, das Lied von der weißen Taube, erklang ›volkstümlich‹ auf der Trompete intoniert, vor den Türmen des Domes. Mataré verlas die Einweihungsurkunde, die besagte, dass am Fuße des Domes der Taubenbrunnen in die Hände der Stadt Köln übergeben werde. Neben dem humanitären Gedanken wolle man hier auch etwas für die Tiere tun. Im Anschluss wurde die Urkunde in den quadratischen Basaltblock, der als Wasserspender dient, eingebettet. – Die kreisrunde Brunnenschale mit einem spiralförmigen zur Mitte fließendem Wasserlauf, besteht aus Eisen und ist von einem einfachen ovalen Plattenmosaik in blauen, schwarzen und grauen Tönen eingebettet. Eine auf gusseisernen Füßen getragene Eisenstange umfasst das Mosaik an der westlichen und östlichen Seite. Der Taubenbrunnen ist Kölns erster abstrakter Brunnen nach dem Zweiten Weltkrieg.

Der Kölner Autor Hans Bender kommentierte in einem für ihn typischen Gedicht in vier Zeilen, mit feinem ironischem Blick, das alltägliche Geschehen am Taubenbrunnen:

Taubenbrunnen vor dem Kölner Dom, gelesen von Joachim Rönneper
© Hans Bender und Joachim Rönneper
Jürgen Becker: Felder. Frankfurt/M. 1964

1963 schafften es die Kölner Tauben sogar in die überregionalen Zeitungen. Anlass für die Berichte war die »Aktion Taubentod«, eine gezielte Kampagne von Seiten der Stadtverwaltung, um die rasant angestiegene Tauben-Population wieder in den Griff zu bekommen und somit die Bevölkerung vor durch Tauben verursachte Gesundheitsschäden zu bewahren. Mit Hilfe von Blausäure getränkten Brotkrumen sollten die Tiere um die Hälfte reduziert werden, eine Methode, die ›erfolgreich‹ auch in anderen Städten angewandt wurde, brachte jedoch die Tierschützer auf die Barrikaden, denn tausende Tauben fanden auf diese Weise einen qualvollen Tod. Heftig wurde die Debatte in den Lokalnachrichten geführt. Mit seinem experimentellen Prosawerk Felder, in dem Jürgen Becker die Gespräche und Geräusche seiner unmittelbaren Umgebung einfing und Köln und die Stadtgesellschaft der 1960er Jahre nachzeichnete, griff der Autor auch die hitzig geführte Debatte um die Blausäureaktion und den Taubenbrunnen von Ewald Mataré auf. Auch Armin Foxius würdigte den Brunnen in einem kurzen literarischen Portrait.

– GE

Literatur: Mataré: Tagebücher, S. 371, S. 394.

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Epithaph von Johannes Duns Scotus

Minoritenkirche

Ein gebürtiger Kölner war er nicht, der Schotte Johannes Duns Scotus, dennoch pilgerten die Menschen in Scharen in die Kölner Minoritenkirche, um an seinem Grab ihre Verehrung für den großen Scholastiker und Kirchenmann zum Ausdruck zu bringen. – Die dreischiffige hochgotische Basilika St. Mariä Empfängnis wurde 1245 von den Franziskaner-Minoriten, die seit 1229 in Köln lebten, erbaut. Die karg ausgestattete Klosterkirche ohne Turm und Querhaus konnte erst im 14. Jh. vollendet werden. Als die Franziskaner im Rahmen der Säkularisation aus Köln vertrieben wurden, ging das Gebäude 1808 in den Besitz der städtischen Armenverwaltung über. 1855 begann der Abbruch des Minoritenklosters mit Ausnahme der Kirche und des Kreuzganges. Heute wird die Minoritenkirche wieder durch die Franziskaner und das Kolpingwerk genutzt. Johannes Duns Scotus gilt neben Albertus Magnus und Thomas von Aquin zu den bedeutendsten Theologen und Philosophen des Mittelalters. Die Aufschrift auf seinem Sarkophag

Joseph Höntgesberg: Sarkophag von Johannes Duns Scotus, 1958 © Foto: Stadtbibliothek Köln/LiK-Archiv, 2020

Schottland hat mich geboren, England nahm mich auf, Frankreich hat mich gelehrt, Köln besitzt mich

»Sco­tia me ge­nuit, An­glia me sus­ce­pit, Gal­lia me do­cuit, Co­lo­nia me tenet.«

umreißt in knapper Form seine Lebensstationen. Im Kölner Stadtraum hat der Schotte viele Spuren hinterlassen: Joseph Höntgesberg (1922-2019), der aus Köln-Dellbrück stammende Bildhauer und Jugendfreund von Jürgen Becker, schuf 1958 den Sarkophag von Johannes Duns Scotus in St. Mariä Empfängnis. Auf einer von dem Metallbildhauer Paul Nagel (1925-2016) gestalteten Hauptportaltür der Minoritenkirche, befindet sich ein Relief von Duns Scotus; auf dem zweiten Türflügel ist Adolf Kolping abgebildet. Ein weiteres Relief von dem Scholastiker ziert die Bischofstür am Südportal des Kölner Doms. Sie wurde 1948 von dem Bildhauer Ewald Mataré (1887-1965) gestaltet. Die Bronzetür, besetzt mit sieben Relieffiguren der Heiligen und Gelehrten, die in Köln gelebt und gewirkt haben (St. Gereon, St. Ursula, Albertus Magnus, Duns Scotus, Thomas von Aquin, Petrus Canisius und Hermann Josef), zeigt die Gaben des Heiligen Geistes. Duns Scotus versinnbildlicht den Verstand.

Andreas Dilthey: Johannes Duns Scotus, Weiberner Tuff © Foto: Raimond Spekking / CC BY-SA 4.0 (via Wikimedia Commons)

Im vierten Obergeschoss auf der Westseite des Kölner Rathausturms erinnert eine von Andreas Dilthey geschaffene Figur an Duns Scotus; sie entstand im Rahmen der Neukonzeption des Skulpturenprogramms des Rathausturms in den 1980er Jahren. Eine weitere Fassung dieser Skulptur steht am Institut für Katholische Theologie in der Wilhelm-Backhaus –Straße 1a.

– GE