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Wohnorte von Dieter Wellershoff

Morbacher Straße

Morbacher Straße, 1973 © Rheinisches Bildarchiv Köln / Stadtkonservator Köln, RBA-Nr. 143 536

In seiner autobiographischen Schrift Die Arbeit des Lebens, beschrieb Dieter Wellershoff ausführlich den Umzug von Rodenkirchen nach Sülz. Die Familie bewohnte dort ein Reihenhaus mit einem großen verwilderten Garten, in dem Nuss- und alte Obstbäume standen. Optimale Wohnbedingungen fanden die Wellershoffs jedoch auch hier nicht vor, denn das Haus ließ sich im Winter nur schlecht beheizen. Auch das Arbeitszimmer, unter dem Dach gelegen, erinnerten den Autor an einen ›Verschlag‹, in dem er als Student in Bonn wohnte. Vorteilhaft war die Lage des Arbeitszimmers in einer Hinsicht aber dennoch, »da es unter dem Dach lag, wurde es nicht vom Leben der Familie umpulst, zu dem auch die Freunde der heranwachsenden Kinder gehörten, unter anderem eine Rockband, die manchmal in unserem Keller probte.« – Zehn Jahre wohnten die Wellershoffs in Köln-Sülz. Das letzte Buch, das der Autor in der Morbarcher Straße schrieb war der Roman Die Schönheit des Schimpansen (1977).

Beethovenpark

Am südwestlichen Rand des Stadtteils erstreckt sich zwischen Neuenhöfer Allee und Militärring der Beethovenpark, der für Wellershoff zum Refugium wurde und ihm Möglichkeiten für ausgedehnte Spaziergänge bot. Der überwiegend naturbelassene Landschaftspark wurde 1927 auf dem Gelände einer ehemaligen Kiesgrube nach den Plänen des Gartendirektors Fritz Encke (1861–1931) und seines Nachfolgers Theodor Nußbaum (1885–1956) angelegt. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde der Park als Abraumhalde für Kriegstrümmer genutzt, weshalb er für Kölner Verhältnisse recht hügelig ist. Typisch für die Grünanlage sind die von einzelnen Bäumen und waldartigen Arealen gerahmten weiten Wiesenflächen, durchzogen von nicht asphaltierten Wegen. In seinem Buch Pan und Engel (1990) nahm Wellershoff das 1976 entstandene einfühlsame Portrait des Beethovenparks wieder auf. Stimmungsvolle Landschafts- und Naturschilderungen kennzeichnen diese Textminiatur:

»Wenn das Licht in die gelblicheren Tönungen des Abends übergeht, vertiefen sich die Farben des Parks, werden seine Formen weicher, und die Spaziergänger auf den weiten grünen Flächen bewegen sich langsamer, als würden sie eingebunden in einen Dunst, der weniger durchlässig ist als das weiße Licht des Tages, und selbst die Bälle der fernen Ballspieler fliegen wie gebremst durch die Luft.«

GE

Gabriele Ewenz, Dr. phil., Literaturwissenschaftlerin, Leiterin des Heinrich-Böll-Archiv und des Literatur-in-Köln Archiv (LiK)

Literatur

Siehe: Wellershoff: Die Arbeit des Lebens, S. 229; Pan, S. 272.