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Wohnorte von Heinrich Böll

Kleingedankstraße

Kleingedankstraße, historische Aufnahme © Foto Erbengemeinschaft Heinrich Böll

In der Kleingedankstraße 20 lag die erste gemeinsame Wohnung von Annemarie und Heinrich Böll, die sie nach ihrer Trauung am 6.3.1942 bezogen. Beim ersten Luftangriff auf Köln, in der »Nacht der Tausend Bomber« am 30.5.1942 durch die brit. Royal Air Force, wurde auch die Wohnstätte der Bölls zerstört. Heinrich Böll, der als Soldat in Frankreich stationiert war, erhielt daraufhin vom 19.6.1942 bis zum 21.6.1942 »Sonderurlaub für Bombengeschädigte«. Annemarie Böll zog für kurze Zeit zu Bölls Eltern in die Wohnung am Karolingerring 17.

Die Wohnung in der Kleingedankstraße, die Heinrich Böll nach eigener Aussage wegen seines Militäreinsatzes nie bewohnte, lag direkt am Volksgarten in einer Wohngegend, die bereits um 1900 sehr beliebt war. Hohe Räume mit Stuckdecken waren kennzeichnend für die Gründerzeithäuser in diesem Wohngebiet. Böll erwähnte zwar das schöne Mobiliar über das die Wohnung verfügte, der wichtigste Einrichtungsgegenstand war für ihn jedoch ein Telefon, das ihm den Kontakt zu seiner Frau ermöglichte: »Ich habe also nie in der Wohnung gewohnt, aber oft dort angerufen, um wenigstens die Stimme zu hören, über verbotene Leitungen, die ich durch Überredung oder Bestechung öffnete«. Ein Telegramm von seiner Frau informierte ihn über die Zerstörung der Wohnung durch eine Brandbombe, Annemarie Böll blieb glücklicherweise unverletzt. –

In einer biographischen Notiz von 1956 erwähnte Böll, dass bei dem Bombenangriff im Mai 1942 seine Manuskripte, Gedichte, Erzählungen und ein Roman, verbrannten, »und das ist der einzige Verlust, den ich nicht bedaure«. Wie viele und welche Manuskripte Bölls bei der Zerstörung der Wohnung vernichtet wurden, lässt sich nicht eruieren.

GE

Gabriele Ewenz, Dr. phil., Literaturwissenschaftlerin, Leiterin des Heinrich-Böll-Archiv und des Literatur-in-Köln Archiv (LiK)

Literatur

Siehe: Böll: An einen Bischof …; Böll: Biographische Notiz