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Wohnort von Hans Bender

Taubengasse

Hans Bender und Köln gehörten seit mehr als einem halben Jahrhundert untrennbar zusammen. Die Stadt hinterließ Spuren im Werk des Autors und umgekehrt. Trotz allen Widrigkeiten wurde Köln für den aus dem Kraichgau Hinzugezogenen immer mehr zur eigentlichen Stätte seines Wirkens. Auf die Frage, »Wo möchten Sie leben?«, die ihm das Magazin der »Frankfurter Allgemeinen Zeitung« im Dezember 1988 stellte, gab er ohne Umschweife zur Antwort: »In der Taubengasse in Köln.« Ein schönes Bekenntnis für einen Wohnort und eine postalische Adresse.

Von 1969 bis 2015 lebte Bender in der ruhig gelegenen Taubengasse, unweit des turbulenten Zülpicher Platzes. Die Wohnung erhielt er, nach eigener Aussage, durch die Vermittlung des Kunsthistorikers Eduard Trier. Benders Refugium, im obersten Stockwerk eines in den sechziger Jahren erbauten Backsteingebäudes, gelegen, war gleichzeitig Wohn- und Arbeitsstätte. Über viele Jahre war hier das Redaktionsbüro der von Bender herausgegebenen Literaturzeitschrift »Akzente«. Wenn jemand seit über vierzig Jahren die Wohnstätte nicht wechselt, zeugt das von Beständigkeit und ist ein Zeichen dafür, dass die äußeren Rahmenbedingungen stimmen. Die Wohnung als Refugium des kreativen Geistes, als Ort des Rückzugs nach Innen und der Abschottung vor der Außenwelt gleichermaßen, ist thematisch auch in zahlreichen Aufzeichnungen und Gedichten Hans Benders eingeschrieben. Im Wechselspiel des Hinaustretens auf die Straße und dem Zurückkehren in die Intimität der häuslichen Umgebung ergab sich ein Spannungsbogen, der die Ambiguität des urbanen Raumes aufzeigte und ein facettenreiches Portrait der Stadt entstehen ließ. Neugierig durchstreifte Bender von seinem ›Basislager‹ in der Taubengasse die Straßen Kölns, besichtigte die Romanischen Kirchen, die Museen, beschrieb das kulturelle und gesellschaftliche Leben und gab Einblick in den Prozess des Schreibens im privaten Domizil. Im Kontrast zum naturfernen Raum der Stadtlandschaft stand bei Bender aber immer auch der urbane Naturraum. Bäume, Pflanzen und Tiere, die er von seiner Wohnung beobachtete gehörten für ihn unabdingbar zum großstädtischen Leben dazu und bildeten den Fokus der Betrachtung und der literarischen Auseinandersetzung. Eine Auswahl dieser poetischen Reflexionen bietet der erste Band der Schriftenreihe »lik«.

– GE