1913 wurde das Museum für Ostasiatische Kunst als erstes Spezialmuseum seiner Art in Europa eröffnet. Es beherbergt eine der bedeutendsten Sammlungen von Kunst aus China, Korea und Japan in der Bundesrepublik. Das Museum befindet sich heute in der Universitätsstraße 100. Der Neubau wurde 1977 nach den Plänen des Japaners Kunio Maekawa am heutigen Standort eröffnet. Das Zentrum der Anlage bildet ein kleiner Landschaftsgarten, der in der Tradition japanischer Meditationsgärten von Masayuki Nagare gestaltet wurde. Diese Symbiose von japanischer Architektur und Gartenkunst in Verbindung mit der Präsentation ostasiatischer Kunst machen das Kölner Museum zu einem markanten unverwechselbaren Ort.
Für Dieter Wellershoff war das Museum für Ostasiatische Kunst eines der schönsten Museen Kölns, nicht nur wegen der herausragenden außergewöhnlichen Sammlung, sondern vor allem auch wegen der markanten Architektur und der Einbindung in die Parkanlagen des inneren Grüngürtels. Mit seiner strengen Gliederung und Struktur des Gebäudes griff der Architekt Maekawa auf alte japanische Kulturtraditionen zurück und entwickelte zugleich eine aparte moderne Formensprache. Die Außenmauern des Gebäudes sind durch Glasfronten und Fenster durchbrochen. Hier öffnet und erweitert sich der Raum durch das Wechselspiel von Innen und Außen, das auch für Wellershoff von besonderem Reiz war:

»Mit der Wasserfläche des Weihers und der umgebenden Hügellandschaft des Inneren Grüngürtels rückt die Natur dicht an das Museum heran und wird durch Fenster und Glasfronten in den Innenraum einbezogen. Im innersten Innenraum, dem von Glaswänden umschlossenen Atrium des Museums, erscheint sie noch einmal als stilisiertes Idealbild in dem japanischen Garten, der dort mit sorgfältig ausgewählten und eigens aus Japan eingeflogenen Felsbrocken und Pflanzen von dem japanischen Gartenkünstler und Bildhauer Masayuki Nagare gestaltet worden ist. Wenn ich ins Museum komme, nur um Tee zu trinken und anschließend spazierenzugehen – den japanischen Garten schaue ich mir immer an.«

Die Schriftstellerin Anna Seghers (1900–1983) studierte von 1921 bis 1922 Kunstgeschichte und Sinologie an der Universität Köln und absolvierte ein Praktikum im Museum für Ostasiatische Kunst, das damals im alten Gebäude des Kunstgewerbemuseums am Hansaring 32 untergebracht war. Ein Foto, das vermutlich während ihrer Kölner Studienzeit aufgenommen wurde, zeigt die Autorin in einem chinesischen Hofbeamtengewand. Einzelheiten über ihre desolate Wohnsituation in Köln beschrieb Seghers in ihren Erinnerungen an Philipp Schaeffer: »Es war schwer gewesen, ein Zimmer zu finden, ich nahm, was ich fand, obwohl es dunkel und schmutzig war […] die Wohnung wimmelte von Mäusen.« In Köln entstanden für Seghers lebenslange Freundschaften u. a. mit Irene With (1890–1966), Ehefrau des Kölner Kunsthistorikers Karl With (1891–1980). – Die Zerstörung Kölns in der Nacht zum 1. Juni 1942 durch Brandbomben der Royal Air Force, nahm Anna Seghers zum Anlass, einen Essay über die historische Bedeutung der Stadt sowie die politischen Konstellationen mit besonderem Augenmerk auf die Kölner Arbeiterschaft zu schreiben. Unter dem Titel Köln erschien der Text bereits in der Juni-Ausgabe 1942 in der von Seghers und Ludwig Renn herausgegebenen Exilzeitschrift »Freies Deutschland« in Mexiko.
GE
Gabriele Ewenz, Dr. phil., Literaturwissenschaftlerin, Leiterin des Heinrich-Böll-Archiv und des Literatur-in-Köln Archiv (LiK)
Literatur
Siehe: Wellershoff: Pan, S. 172ff.; Seghers: Erinnerungen.