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Rolf Persch: Gedichte

Rolf Persch: abschied nehme ich schon immer. Abo-Gedicht, 27.11.2000 © LiK-Archiv, Köln

bonn köln, köln bonn

bonn köln, köln bonn, bereits in jungen jahren.
gabs dort, was in bonn nicht zu bekommen war, gings nach köln.
später gleich nach amsterdam.
vater nahm mich mit, im ford taunus 12m, wir fuhren, er geschäftlich,
von bonn nach köln und zurück über die autobahn, auf der es weder
eine mittelleitplanke gegeben hat, noch einen die gegeneinander laufenden fahrspuren trennenden grünstreifen, diese autobahn kam aus
dem tausendjährigen reich.

es gab auch das hin und her mit rheinufer und vorgebirgsbahn, zeit
um zu sehn und zu träumen. beides scheint mir das damalige
zugmaterial bestens befördert zu haben.bonner straße, kölnstraße; linksrheinisch startet, was linksrheinisch
aufwacht. hin durch die ville, am fluss entlang zurück, oder umgekehrt. den gedankenstau bricht der gedankenfluss, das kann, ausgiebig zu fuß gegangen, gehn.

vom chlodwigplatz immer geradeaus. severin, hohe pforte, hohestraße,
dom, marzellusstraße, eigelstein, ebertplatz, neusser straße, in nippes
rechts ab, in die gellertstraße, zur edition fundamental, zu richard
müller. vielleicht druckt er wählerisch auf seiner handpresse etwas von
dem, das während des gehens erste gestalt annahm.

aus bonn fahrgäste zum köln-bonner flughafen befördern, das war
eine einträgliche, »eine gute fahrt«. wars die letzte nach einer langen
nacht, drohte auf dem rückweg ohne fahrgast der sekundenschlaf.
flog ich davon, wars immer höchste zeit, ob ich nun aus köln oder
bonn kommend abhob.

bin inzwischen in »preußisch sibirien«, der eifel gelandet; beim bonn-köln-köln-bonn-verkehr bleibts, hier die alte mutter, da der alte freund.


versuch einer verführung

unterwegs
von riehl
vorbei an der bastei
nach krummer büchel 2.

Handzettel einer Veranstaltungsankündigung © LiK-Archiv, Köln

unterhalb der deutzer brücke
umtost von strömen
verweilend:

ach rhein

mein reise
fieber ist ab
geklungen

unermüdlich scheinst du.

der rhein:
badehose ist nicht nötig
komm ins bett
steig ein

ich führe dich
dein traum vom meer wird wahr
auf auf
dein und mein sei die see!

nee nee sage ich
noch gilt

soweit
die fü
ße tra
gen!

29. Juni 2005


das sacko

mit ihm möcht ich spazieren,
aus dem bekleidungshaus.
ich kann es nicht bezahlen,
soll ohne es hier raus

weil wunder nicht geschehn,
zieh ich es wieder aus.
kann sein, dass wir uns wiedersehn
im sommerschlussverkauf.


Literatur

  • bonn köln. In: 47 & 11. Hg. v. Axel Kutsch. Weilerswist 2006, S. 57.
  • versuch einer verführung, in: Persch: Abschied, S. 137
  • das sacko, in: Rolf Persch: das kleid unseres dufts. Köln 1999, S. 9.

Für die Abdruckgenehmigung der Texte danken wir der Rechteinhaberin.