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Wohnorte von Heinrich Böll

Ubierring

Ubierring 27. Bölls Wohnhaus wurde im Krieg zerstört. Aufnahme von 1998 © Viktor Böll

Heinrich Böll erlebte als Elfjähriger im Herbst 1929 die Zwangsveräußerung des Hauses in Raderberg und den Umzug in die Kölner Innenstadt. Für ihn war der Wechsel in die urbane Umgebung mit der Mietwohnung am Ubierring 27 ein Schock. Als 21jähriger schrieb er über das »herrschaftliche Mietshaus«, in dem er sich »beim Schein einer ärmlichen Lampe, im trübsinnigen Schlafzimmer« der Wohnung, »deren Zimmer aneinandergereiht an einem langen Flur lagen« den Büchern widmete und die Literatur als Form der Auseinandersetzung mit der Welt für sich entdeckte:

»Aus dem Fenster gab es nur einen Blick, in einen engen, schachtähnlichen, schmutzigen Hof. Wenn man den Himmel sehen wollte, musste man sich schon weit hinaus recken. Da las ich Dostojewski. Ich warf mittags die Schultasche in eine Ecke und verkroch mich, ob draußen Sonnenschein oder Regen war, in das finstere Zimmer.«

Heinrich Böll: Wenn ich danken müßte (1938).

Bedingt durch die zunehmende schwieriger werdende wirtschaftliche Situation, konnten die Bölls die Miete für die Wohnung nicht mehr aufbringen. 1932 erfolgte ein erneuter Umzug der Familie in die ebenfalls in der Südstadt gelegene Maternusstraße.

Markus Schäfer

Wissenschaftlicher Mitarbeiter der Heinrich-Böll-Stiftung, Berlin

Literatur

Siehe: Böll: Wenn ich danken müßte, S. 282.