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Richmodishaus

Historische Ansichtskarte: Haus der Richmodis von Aducht, 1913
Richmodishaus, 2020 © LiK-Archiv

Das Gebäude greift mit den beiden Pferde-Skulpturen die Geschichte des Kölner Patriziers Mengis von Aducht und seiner Ehefrau Richmodis auf, deren Haus »Zum Papagei« am Neumarkt 6, Ecke Olivengasse stand. Als die Pest im 14. Jahrhundert in Köln wütete, wurde auch Richmodis von ihr heimgesucht und nach ihrem scheinbaren Ableben auf dem Friedhof von St. Aposteln, der damals in unmittelbarer Nähe der Basilika lag, beigesetzt. Grabschänder erhofften sich reiche Beute und hoben die Grabplatte an, die Scheintote erwachte, stieg aus ihrem Grab und ging zu ihrem Wohnhaus zurück. Als ihr Ehemann Mengis seine Frau, die am Tor um Einlass bat, sah, soll er ausgerufen haben, dass eher seine Pferde die Treppe heraufliefen, als dass seine Gattin von den Toten auferstanden sei. Kaum ausgesprochen, rissen sich die Pferde im Stall los und galoppierten die Turmtreppe hinauf, so berichtet es die Sage.

Das heutige Richmodishaus wurde 1928/29 nach Plänen des Architekten Paul Bonatz (1877-1956) als Büro- und Geschäftshaus gebaut. Das Gebäude lässt durch seine gotische Anmutung deutliche Bezüge zu den historischen Vorgängerbauten erkennen. Im Zweiten Weltkrieg wurde das Haus nebst Turm fast vollständig zerstört, dabei verbrannten auch die von dem Kölner Bildhauer Christoph Stephan (1797-1864) gestalteten hölzernen Pferdeköpfe am Wendeltreppenturm. 1958 wurden die Köpfe von dem Bildhauer Wilhelm Müller-Maus neugestaltet.

GE

Gabriele Ewenz, Dr. phil., Literaturwissenschaftlerin, Leiterin des Heinrich-Böll-Archiv und des Literatur-in-Köln Archiv (LiK)