Texte und Medien

Rolf Persch: Gedichte

bonn köln, köln bonn bonn köln, köln bonn, bereits in jungen jahren.gabs dort, was in bonn nicht zu bekommen war, gings nach köln.später gleich nach amsterdam.vater nahm mich mit, im ford taunus 12m, wir fuhren, er geschäftlich,von bonn nach köln und zurück über die autobahn, auf der es wedereine mittelleitplanke gegeben hat, noch einen die…

Luise Straus-Ernst: Karneval

Der Karneval 1933 aber war ein Totentanz. Wir hatten es alle kommen sehen. Aber wir hatten nicht an den Ernst der Gefahr glauben wollen. So traf sie uns trotz allem unvorbereitet. Ich hatte mich nie aktiv mit Politik befasst, die Zeitungen eher flüchtig gelesen und mich immer auf meine Arbeit konzentriert, die vor allem dem…

Sabine Schiffner: Zwei Gedichte

schreibschreib vom friesenplatz fälltgold aufs gitterkreuz vor dem ichstehe und auf das abgeblätterte amfensterrahmen seheund durch das glas das mich vom draußen trenntund den libellen hinterher dierichtung rodenkirchen fliegen wo siewohl wärmeres vermutendas ist nur ein momentdann lasse ichden blick zurück zum hohenzollernringzu dem es mich seit vielen jahren treibtganz seinmit unverständnis darauf reagiert mein…

Fjodor M. Dostojewski: Winterliche Aufzeichnungen über sommerliche Eindrücke

Ich muß gestehen, ich versprach mir viel vom Kölner Dom; schon in meiner Jugend habe ich ihn mit Ehrfurcht nachgezeichnet, als ich mich mit Architektur befassen mußte. Auf meiner Rückreise aus Paris, das heißt einen Monat später, sah ich den Kölner Dom zum zweitenmal und wäre bereit gewesen, ihn ›auf den Knien um Verzeihung zu…

Hans Bender: Aufzeichnungen

Irgendwann hat die Stadtverwaltung den Namen der Gasse, inder ich wohne, poetisiert. Früher, auf alten Stichen oder Plänen,hieß sie noch Daubengasse. Eine kurze, gepflasterte Gasse naheder Stadtmauer des Mittelalters. Handwerker also, die Bier- undWeinfässer herstellten, haben in den Häusern und Werkstättengewohnt und gearbeitet und der Straße ihren Namen gegeben.Eine Adresse, die mir besser gefiele als…

Rolf Steiner: Zwischen den Wassern

Hat sich mir eben noch die Brücke in ihrer ganzen, von Ufer zu Ufer gespannten Breite gezeigt, gerate ich nun, mich ihr auf der Dammkrone nähernd, mehr und mehr in ihren Einzugsbereich, und sie wird zu einem Bauwerk aus Eisen und Nieten, das seinen eigenen Wind erzeugt und seine Gegenwart ins Räumliche entfaltet. Steil und…

Armin Foxius: Der Taubenbrunnen von Ewald Mataré

Man hat den Dom, und als Kölner wird man wohl tausend Mal vor diesem Trumm gestanden haben. Jaja, unser Dom, eben: Der Dom. Nur fünfzig Meter entfernt, vor dem Westportal, leicht versetzt, unterhalb von drei Stufen zur Domplatte, die allein übrig geblieben sind von den Treppen und Auffahrten zum Domhügel, da findet man einen kleinen…

Armin Foxius: Meine Lieblingsstraße

Meine Lieblingsstraße in Köln ist nicht die Severinstraße, auch wenn die sich jetzt neu gestaltet präsentiert, mit Fahrbahn und Trottoir auf einem Niveau, mit U-Bahn-Stationen, fast wie in einer richtigen Großstadt mit einem immer noch vorhandenen Mix von Läden, wo man alles bekommen kann. Wo gibt es das in Köln sonst noch? Auch nicht auf…

Jovan Nikolić: Der Park am Aachener Weiher

Bei Ankunft in Köln, noch vor dem Verlassen des Hauptbahnhofs und der Begegnung mit dem unwirklich großen Dom, spürte ich im Plexus-Solaris, meinem zuverlässigen Radar, dass ich mich in einer Stadt mit besonderen Schwingungen befinde, in einer Stadt, die auf den Menschen zugeschnitten ist und meiner Heimatstadt Belgrad ähnelt, die ich verlassen musste. Die Könige…

Sappho: »…der purpurgegürteten Musen«

[…] der purpurgegürteten[Musen] schöne Gaben, Mädchen,[…] die den Gesang liebende,helltönende Leier.[Ergriffen hat mir (?)] die einst[zarte] Haut das Alter schon,[weiss] geworden sind die Haareaus schwarzen;schwer ist mir das Herz (thymos)gemacht worden, die Knie(gona) tragen nicht,die doch einst leicht waren zutanzen, jungen Rehen gleich.Das beseufze ich oft. Aber waskann ich machen?Alterslos kann man nicht werden, wenn…

Joachim Rönneper: »Nach Corona ist vor Corona«

Heute Nachmittag ging ich wieder, wie so häufig zum Baudriplatz in Köln Nippes, setzte mich auf die grüne Bank, es steht nur eine dort, trank einen Kaffee aus einem Becher, Mineralwasser, rauchte und aß etwas Süßes. Ich beobachtete ein Insekt, das vor mir auf dem Steinboden zwischen Unkraut und Ritzen umher krabbelte: eine »gemeine Feuerwanze«…

Frau Richmodis von Aducht und die zwei Schimmel.

(Nach Kiefer, Sagen des Rheinlands S. 48. Poetisch behandelt v. E. v. Groote bei Ziehnert, Preuß. Sagen Bd. III. S. 215 etc.) Um die Mitte des 14. Jhdts. lebte zu Cölln auf dem Neumarkt ein Herr von Aducht, reich und hochangesehen, mit seiner Ehefrau Richmodis. Die zwei Eheleute liebten sich zärtlich, was eins wollte, das…

Joachim Ringelnatz: Gedichte

Köln von der Bastei gesehen Es schlägt der Leuchtturm durch die NachtSeine unermüdlichen Strahlen.Es schleichen Schiffe überwacht,Die lassen sich bezahlen. Wie Perlenreihen und GeschmeidLichtern die Ufer am Rheine.Ein Mädchen weint ihr HerzeleidAm Kai auf steile Steine. Sie trägt ein helles WiesenkleidUnd steht sonst ganz im Dunkel.Das Wasser spiegelt kein Herzeleid,Es spiegelt nur Gefunkel. Ich rufe…

Anne Dorn: Gedanken zur Grosstadt

Noch immer bin ich neugierig, zu erfahren, was auf mich zukommt, wenn ich der Stadt entgegengehe. Einmal möchte ich ihr schlagendes Herz sehn…Es gibt in der Malerei eine Richtung, die man Pointillismus nennt. Die Pointillisten haben alle Dinge aus ungemischten Farbpunkten zusammengesetzt oder umgekehrt, alle Dinge in Punkte aus ungemischter Farbe aufgelöst. In der Hohe…

Erasmus Schöfer: Vogeltheater in der Südstadt

Der Rhein ist sehr flach gefallen. Durch das grüne Bogenskelett der Südbrücke sehe ich vor den Poller Wiesen das nackte, steinige Ufer mit den braungrauen Basaltbuhnen. Wenn ich scharf hinschaue, erkenne ich die Bewegung des Quecksilberstroms, den kein Motorschiff belebt. Auf der Rheinuferstraße kaum mal ein Auto — das sonst ständig hörbare Rauschen der tausend…

Rolly Brings: Albertus Magnus

Zischt hin wie Hiebe durch die vergessene Lehre von den zwei Schwertern, zu den Wegmarken im Wirrsal, setzt Leuchtfeuer an Klippen & lässt Nebelhörner rufen. Das Tropfen der Zeit, wenn sie zurück ins Ewige fällt. All dies aber gedacht & geschrieben unterm Kreuz am Pult in seiner Klosterzelle, weltentrückt & untergründig webend, bis an diesem…

Ludwig Bechstein: Albertus Magnus

Es war ein berühmter Mönch und hochgelahrter Doktor des Namens Albertus Magnus, vordessen Bischof zu Regensburg und hernachmals zu Köln am Rheine gestorben und begraben. Er war in allen hohen Künsten erfahren, ja auch ein Baumeister. Manche sagen, daß Albertus Magnus den Grundplan des Kölner Doms erfunden und aufgezeichnet habe, und das Chor der vormaligen…

Joachim Rönneper: Kölner Denkmal im Lockdown

Er, der da sitzt, ist nicht in ein Buch vertieft, schmökert nicht, nein, er schaut ins Weite, vielleicht mit einem Wort auf den Lippen nur, welches er soeben las, mit einer Erkenntnis, die er durch die Lektüre nachsinnend gewann oder mit einem Gedan­kengang, der sich erst in der Ferne erschließt, wer weiß. Doch gewiss ist…

Ernst Weyden: Die Heinzelmännchen

(Mündlich) Es mag noch nicht über fünfzig Jahre seyn, daß in Cöln die sogenannten Heinzelmännchen ihr abendtheuerliches Wesen trieben. Kleine nackende Männchen waren es, die allerhand thaten, Brodbacken, waschen und dergleichen Hausarbeiten mehrere; so wurde erzählt; doch hatte sie Niemand gesehen. Zu der Zeit nun, als die Heinzelmännchen noch waren, gab es in Cöln mancher Bäcker,…

August Kopisch: Die Heinzelmännchen zu Cölln

Wie war zu Cölln es doch vordem,Mit Heinzelmännchen so bequem!Denn, war man faul: … man legte sichHin auf die Bank und pflegte sich:              Da kamen bei Nacht,              Ehe man’s gedacht,       Die Männlein und schwärmten       Und klappten und lärmten              Und rupften              Und zupften       Und hüpften und trabten       Und putzten und schabtenUnd eh ein Faulpelz noch erwacht,…