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Joachim Rönneper: Baudriplatz

Der Kölner Schriftsteller und Herausgeber Joachim Rönneper verfasste zwischen März und Mai 2020 ein »Corona-Tagebuch«. Es handelt sich um fast täglich niedergeschriebene Aufzeichnungen, in denen die Eindrücke, Erlebnisse und Fakten einer menschheitsgeschichtlichen Katastrophe im 21. Jahrhundert, der Pandemie SARS-CoV-2, durch den Autor dokumentiert und kommentiert werden. Persönliches und Poetisches, Entsetzliches und Schreckliches stehen in Rönnepers Notaten gleichwertig nebeneinander. Der Schriftsteller wird zum Protokollanten einer Krise, die es in einer vergleichbaren Form und mit diesem gewaltigen Ausmaß bislang nicht gab. Erlebtes und Gesehenes werden von Rönneper literarisch verarbeitet. Wie der Schriftsteller die Pandemie und die damit einhergehenden Einschränkungen erlebte, schildern Textminiaturen und Zusammenstellungen von dokumentarischem Material. Rönneper wählte einen exponierten Standort, von dem aus er die Welt im Lockdown beobachten und auf sich einwirken lassen konnte: Eine unscheinbare grüne Sitzbank auf dem Baudriplatz wurde für ihn zum Mittelpunkt des Geschehens.

Joachim Rönneper, Boltensternstraße, 21.3.2020 © Peter Susewind

Heute stellte ich mich erfolglos mit einem selbst gebastelten Schild vor einen Kölner Supermarkt. (Als ich 11 Tage später auf einer öffentlichen Bank saß, kam eine junge Frau mit Kinderwagen auf mich zu und bot mir unvermittelt Klopapier an. Dankend nahm ich an: »FEUCHTES TOILETTENPAPIER. sanft & sicher. CLASSIC. 70 Tücher.« Wir wünschten uns einen schönen Tag, und sie ging weiter.)

Joachim Rönneper: »Nach Corona ist vor Corona«
© GE

Gabriele Ewenz, Dr. phil., Literaturwissenschaftlerin, Leiterin des Heinrich-Böll-Archiv und des Literatur-in-Köln Archiv (LiK)